Freitag, 6. April 2012

Aufbau des Wortschatzes

Der Wortschatz des Kweda wurde nach folgendem Muster aufgebaut:


1) Der international gebräuchliche Fachwortschatz im Bereich der Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Medizin, des Rechts usw., meist lateinischer oder altgriechischer Herkunft, liefert Fach- sowie – durch Zerlegung in seine Wortbestandteile – Grundbegriffe. Damit werden gleichzeitig auch viele Fremdwörter, die uns im Deutschen auf den genannten Gebieten und im Alltag ständig begegnen, in ihrer eigentlichen Bedeutung erklärt, z. B.:
Evaluation von valu Wert ergibt valuan werten + Morphem -cio = valuacio Wertung + Vorsilbe e- von ex „aus” = evaluacio Auswertung
Anorexie von an ohne + orexia Appetit = anorexia Appetitlosigkeit
Das Übergewicht, das dem Latein und seinen romanischen Tochtersprachen dadurch im Wortschatz des Kweda zukommt, wird an anderer Stelle ausgeglichen.*


2) Bei einigen Wörtern greift, was ich die 2:1-Regel nennen möchte: Wenn ein Wort in zwei von drei der großen europäischen Sprachgruppen (romanisch, germanisch und slawisch) mehr oder minder übereinstimmt, wird es zugunsten eines Wortes aus der dritten Gruppe übernommen, z. B. dt. Liebe, engl. love und russ. l’ubov’ ergeben lube Liebe statt des romanischen ama-, amo- (vgl. hierzu auch den Namen Lubomir). Ebenso ähnelt das slawische voda dem westgermanischen water, dem nordgermanischen vatn, dem baltischen vanduo und sogar dem finnougrischen vesi/víz. Deswegen wird es als Wort für Wasser dem lateinischen aqua und dem altgriechischen hydro vorgezogen. Zuweilen wurden Kompromissformen geschaffen, z. B. jablo Apfel aus germanisch appel und slawisch jabloko; torne Turm aus spanisch/portugiesisch/italienisch torre und skandinavisch tårn (finnisch torni, mittelhochdeutsch torn); serkjan suchen aus englisch search, französisch chercher und italienisch cercare; sventi heilig aus slawisch sveti und ungarisch szent.


Von diesen beiden Ansatzpunkten abgesehen wird der Wortschatz des Kweda größtenteils unverändert aus den europäischen Sprachen entlehnt, und zwar systematisch: Das lexikalische Material für eine bestimmte Wortart wird bevorzugt aus einer bestimmten Sprache oder Sprachgruppe übernommen. Zudem sind die Wörter der drei Hauptwortarten an ihren Endungen erkennbar. Das heißt im einzelnen:


HAUPTWÖRTER (Substantive) kommen aus den romanischen Sprachen sowie ergänzend aus dem Griechischen, Albanischen, Baskischen, Maltesischen und aus keltischen Srachen. Sie enden auf einen der Selbstlaute a, e, o oder u: kaza 'Haus', monte 'Berg', lago 'See', manu 'Hand'. Als extrem seltene Ausnahmen gibt es auch eine Handvoll international bekannter Hauptwörter, die auf -i ausgehen, wie z. B. alibi oder taxi.


EIGENSCHAFTSWÖRTER (Adjektive) kommen aus den slawischen Sprachen. Sie enden auf i: dobri 'gut', stari 'alt', letvi 'leicht', rudi 'rot'.


ZEITWÖRTER (Verben) kommen aus den germanischen Sprachen. Sie enden auf -n (der vorangehende Selbstlaut ist meist ein a): drinkan 'trinken', findan 'finden', kewan 'kauen', standan 'stehen'.


UMSTANDSWÖRTER (Adverbien) kommen zu einem großen Teil aus den finnougrischen Sprachen: jo 'schon', alig 'kaum', palun 'bitte', vel 'noch'.


FRAGEFÜRWÖRTER (Interrogativpronomina) kommen aus den baltischen Sprachen. Sie beginnen sämtlich mit k und enden auf einen Mitlaut: kas 'was', kur 'wo', kad 'wann', kaip 'wie'.


BINDEWÖRTER (Konjunktionen) kommen aus der Zigeunersprache (Romanes): tai 'und', vai 'oder', ke 'dass', kai 'weil'.


ZAHLWÖRTER (Numeralia) kommen aus dem Lateinischen und Altgriechischen: 0 zero, 1 un, 2 du, 3 tri, 10 dec; 100 kentu; 1.000 mile.


Aufbauwortschatz


Ausgehend von dem wie oben beschrieben zusammengesetzten Grundwortschatz wird das Vokabular erweitert, und zwar
a) durch einfache Zusammensetzung,
b) durch Ableitung mittels bestimmter Wortbildungssilben oder
c) durch Analogiebildung.


Beispiele:


a) pea 'Haupt', 'Oberhaupt', 'Chef' + urbe 'Stadt' = pea'urbe 'Hauptstadt'; pea + nave 'Schiff' = peanave 'Flaggschiff'; gee 'Erde', 'Boden' + logia 'Lehre', 'Kunde' = geologia 'Geologie'; talpe 'Maulwurf' + treno 'Zug' = talpotreno 'Untergrundbahn'


b) nave 'Schiff' + -ul- [Abschwächung] = navule 'Boot'; nave + -stvo [Ansammlung, Gesamtheit] = navestvo 'Flotte'; presien 'drücken' + ex 'aus' = expresien 'ausdrücken'; mente 'Geist', 'Verstand' + -ali [Eigenschaftswort] = mentali 'geistig', 'mental'; gudri 'klug' + -ta [Hauptwort - Zustand, Ergebnis einer Handlung, Abstraktum] = gudrita 'Klugheit'


c) čika 'Mädchen', čiko 'Junge' (vom Spanischen chica, chico) - čike 'Kind'


Spaß muss sein: Die Luogace

Kweda sollte eigentlich Komenski heißen, denn es ist in zweierlei Hinsicht dem tschechischen Pädagogen Jan Ámos Komenský (1592 - 1670, latinisiert: Comenius) verpflichtet: Er machte sich bereits im 17. Jahrhundert Gedanken um eine völkerverbindende Plansprache namens Panglossia; und er forderte, dass Lernen auch Spaß bereiten solle.
Als ein Mittel, letzteres ins Spiel zu bringen, gibt es im Kweda eine Erscheinung mit dem unübersetzbaren Namen Luogace. Danach wird Wörtern aus real existierenden Sprachen eine neue Bedeutung unterlegt, die sie in den Quellsprachen nicht haben, die aber leicht assoziiert werden kann. 

Beispiele:
 
bingo (von dem im englischsprachigen Raum verbreiteten Lotteriespiel) 'Treffer':
Li piratonave bli sinkad per gravi bingo.
Das Piratenschiff wurde durch einen schweren Treffer versenkt. 

hopla (von dem deutschen Ausrufwort "hoppla") 'Missgeschick', 'Versehen', 'Malheur':
He per hopla sendad konfidenciali skriptos do sen konkurentes. 
Durch ein Versehen schickten sie vertrauliche Unterlagen an ihre Wettbewerber.

 
wuki (von Wookie, einer fiktiven außerirdischen Spezies in den "Krieg der Sterne"-Filmen) 'grob', 'rau', 'grobschlächtig', 'unzivilisiert', 'unkultiviert', 'ohne Benimm', 'unleidlich' (Mensch); 'wüst', 'wild', 'chaotisch', 'unordentlich':
Non er letvi konarbeidan kon le, kai er mului wuki homo.
Es ist nicht leicht, mit ihm/ihr zusammenzuarbeiten, denn er/sie ist ein recht unleidlicher Mensch.

Bwo ei, li komnata veri dunkjan wuki!
Buoh ey, das Zimmer sieht ja echt wüst aus!


holdrien (vom deutschen Ausrufwort holdrio) 'frohlocken':
Slušanti ti sanoma le holdried tai lahjad.
Als er/sie diese Nachricht hörte, frohlockte und lachte er/sie.

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